Fragmente aus der Vergangenheit von Répceszemere
Répceszemere befindet sich im Süd-Westen des Komitats Gyõr-Moson-Sopron (Raab-Wieselburg-
Ödenburg), an der Grenze des Komitats Vas, längs des Flusses Rabnitz (Répce). Seine Nachbardörfer sind:
Csáfordjánosfa, Iván und Dénesfa, sowie Répcelak aus dem Komitat Vas. Seit 1979 wird es mit den
naheliegenden Städten nur durch Autostrassen verbunden. Der nächste Bahnhof befindet sich in dem 4 km
entfernt liegenden Répcelak (Szombathely-Csorna-Hegyeshalom Eisenbahnlinie).
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Die Ortschaft wurde nach einer Adelsfamilie und der Rabnitz benannt. Bereits in der Römerzeit zählt sie zu
den bedeutendsten Siedlungen, da - wie überall der Rabnitz entlang - sich die Römer auch auf dem Gebiet des
heutigen Dorfes ansiedelten. Mit grosser Wahrscheinlichkeit stand hier eine der wichtigsten Basen der Garnison,
die zu Savaria gehörte. Diese Annahme kann mit dem wertvollen Fund im Jahre 1826 belegt werden: ein
Grabstein aus der Römerzeit wurde auf dem Gebiet des heutigen “alten Friedhofs” gefunden.” Leider wurde
damals der genaue Fundort nicht aufgezeichnet.
Der Grabstein wurde zuerst in die Aussenseite der Kirchenmauer, dann 1923 in die Innenseite des
Oratoriums, gut seh- und lesbar eingebaut.
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Diesen Belegen nach kann mit Sicherheit gesagt werden, dass unsere Ortschaft bereits am Anfang unserer
Zeitrechnung, sogar in dem vorangehenden Jahrhundert bewohnt war.
Dem Drinóczyschen Kodex nach liessen sich hier die Ungarn bald nach der Landnahme nieder. Damit kann
hier die Erscheinung des Geschlechts Szemere, das zu einem der Stämme der sieben Fürsten, zu dem Stamm von
Huba gehörte, erklärt werden.
Zum ersten Mal wird die Ortschaft 1265 in einer Urkunde erwähnt, in der der König IV. Béla ein
Grundstück dem Sohn von Bertalan Veszkényi, Dénes aus dem Gut der königlichen Waldhüter neben Szemere
verliehen hat.
Die Rabnitz-Gegend war in den Jahrhunderten nach der Landnahme großenteils ein Teil der Schutzgrenze,
die man Hag nannte.
Auf das den Angriffen ständig ausgesetzte Gebiet haben unsere Könige kriegerische Petschenegen
angesiedelt, die hier für ein bestimmtes Honorar als Wache dienten.
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Die Rabnitz - Icarnum gia, wie die Römer sie nannten - beschreibt einen großen Bogen in dem westlichen
Teil der Kleinen Tiefebene. Ihre Wasserergiebigkeit ist sehr launisch. Sie schlängelt sich durch zwei Komitate,
und bereichert, verschönert die Landschaft. Sie entspringt aus mehreren Armen in Österreich, in den Ausläufern
der Alpen an der Österreich-Ungarischen Grenze: in der Rosalien- und Wechsel-Gebirge. Sie quert die
nördlichen Ausläufer der Berge in der Umgebung von Rohonc, und passiert die Grenze an dem Fuß der
Landzseri-Gebirge. Sie bildet die Grenze zwischen den Komitaten Gyõr-Moson-Sopron und Vas von Bük bis
Dénesfa. Bei Dénesfa kommt sie an den Raab sehr heran, plötzlich fließt sie Richtung Norden und bei Vitnyéd
tritt sie in den Kanal Hanság. Dort vereinigt sie sich mit den Gewässern des Neusiedler-Sees und dem Kleinen
Raab und fließt in der Nähe des Königsees unter den Namen Rábca weiter. So beendet der kleine Fluß seinen
120 km langen, schlängelnden Weg.
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In dem Mittelalter wurden die Herrengüter durch die Eheschließungen und andere verwandschaftliche
Beziehungen zerstückelt. Auf diese Weise entwickelte sich die Klasse der Kleinadeligen, die ihre Felder
großenteils selbst bebauten, so brauchten sie nur wenige Leibeigenen. Es wurden daher sehr viele Arbeitskräfte
frei, die sich selbst und ihre Familien zu erhalten versuchten: sie übergingen auf das Gewerbe. Trotzdem verlor
aber die Ortschaft nie ihre Marktfleckenart.
Der Reihe nach entstanden die verschiedenen Gewerbezünfte. In der Universitätsbibliothek in Budapest
wird der ungarischsprachige Zunftbrief der Weber aus Répceszemere aus dem Jahre 1693 bewahrt, der mit der
Unterschrift von Leopold beglaubigt ist. Es ist wahrscheinlich die Ehre der Weber, dass Kaiser Joseph 1706 dem
Dorf das Marktrecht schenkte. Schon 1714 bildete sich die Zunft der Stiefelmacher, 1717 die der Schneider.
Beide wurden 1789 von dem König bekräftigt. Mit dem Jahre 1827 ist der gemeinsame Zunftbrief der Wagner,
Schmieder und Tischler datiert. In demselben Jahr wurde der neulich bekräftigte Zunftbrief der Weber in
Szemere geschrieben. In den Jahren nach 1800 wird die Wirtschaft des Dorfes grundsätzlich von zwei Zünften
beeinflußt: von der der Stiefelmacher und Weber.
Über die Lebensweise der kleinadeligen Ortschaften gibt uns die Meldung des Stuhlrichters am 28. 09.
1776 Auskunft Er stellte seinen Bericht im Zusammenhang mit dem Urbarialpatent zusammen und schickte ihn
an dem Komitat. Er stellt unter anderem fest, dass in einigen Ortschaften des Kreises: in Répceszemere,
Csáfordjánosfa und Csér gar keine Acker gibt, so leben die Kleinadeligen unter schlechten finanziellen
Verhältnissen. Die Kleinadeligen haben ihre Felder vermietet, so verminderte sich ihre Einträglichkeit. Die Zahl
der Bewohner in dem Ort steigerte sich nicht mehr, weil die Häusler die Gemeinde verlassen haben.
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Die erste Kirche des Dorfes stand auf dem Feld ausserhalb des Dorfes, wo später ein Friedhof angelegt
wurde. Heute nennt man diesen Friedhof den ”alten Friedhof”. Wann die Kirche genau gebaut wurde, weiss man
leider nicht, diesbezüglich blieben keine schriftliche Denkmäler erhalten. Es ist aber sicher, dass sie schon in
dem Mittelalter stand. Zum ersten Mal wurde sie 1339 in einer königlichen Urkunde erwähnt. Diese Kirche liess
aller Wahrscheinlichkeit nach die alte Familie Szemerey errichten.
Bis zur Mitte des 17. Jahrhundert war sie im katholischen Besitz. Gegen 1666, als sich der Protestantismus
verstärkte, gelang sie für kurze Zeit in den Besitz der evangelischen Kirche. Im Jahre 1680 gehört sie wieder zu
den Protestanten. Zu jener Zeit gab es echte Religionskriege in dieser Umgebung.
Da die alte Kirche sehr weit von der Gemeinde stand, haben sich die Dorfbewohner entschieden, die alte
Kirche abzureissen und sie in dem Dorf wieder aufzubauen. 1732 wurde also die alte Kirche abgerissen und in
dem darauffolgenden Jahr im Frühling mit dem Aufbau begonnen. Bereits im Herbst 1733 stand sie unter Dach,
damals noch mit einem Holzturm. Die Kirchweihe erfolgte am 14. 09. Mit den Bauarbeiten wurde man erst 1757
ganz fertig. Die Katholiken und die Lutheraner teilten sich untereinander die Glocken. Nach einem halben
Jahrhundert erneuerten sich aber die alten religiösen Gegenteile. Dies führte wieder zu Streitigkeiten, die nur so
beendet werden konnten, dass die Katholiken 1803 den Protestanten die kleinere Glocke schenkten, die vor der
damaligen Kneipe einen Glockenstuhl aufgestellt haben. Dieser Glockenstuhl steht seit dem an dieser Stelle.
Es vergang seit dem Aufbau der Kirche kaum ein halbes Jahrhundert, als sie sich langsam als zu klein
erwiesen hat, da die Zahl der Gläubiger schön erhöht hat. So wurde die Kirche 1808 teils wieder abgerissen und
umgebaut. Den Umbau beendete man 1828 im Sommer. Auch die neue, im Barockstil gebaute Kirche wurde am
14. 09. geweiht.
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Dr. Dezsõ Mesteri, kaiserlicher und königlicher Kämmerer, Pfarrer und Lehrer ist am 14. 08. 1840 in
Répceszemere geboren. Kurz nach seiner Priesterweihe ging er nach Wien, wo er paar Jahre später Lehrer an der
Königsakademie wurde. Seine Lehrertätigkeit hat bei dem Kaiser Franz Joseph Anerkennung gefunden, so holte
er ihn in die Burg, wo er als Erzieher von Herzog Rudolf tätig war. Er erzog die kleinen Fürsten der
Herrscherhäuser jener Zeit von Spanien bis Griechenland. Er starb in Wien am 28. 08. 1913. Er vergass aber nie
sein Heimatsdorf. Auf seinen Wunsch wurde er hier in unserem “alten Friedhof” begraben. Nach dem Tode der
ausgezeichneten Akademiker, Gelehrten und Erzieher siedelte der damalige Pfarrer, Flórián Tartsay, gemäss
dem Testament von Dezsõ Mesteri in der Gemeinde die in der Schweiz gegründete sogenannte Kreuzschwester
an. Die Schwester hatten in diesem Komitat nur hier ein Kloster bzw. eine Schule. Bis 1945 hielten sich hier
immer je 5 Schwester auf.
Nach der Wende im Jahre 1948, als der Kommunismus zur Herrschaft gelang, am 11. Juli 1950 am
Abend zwischen 22:00 und 23:00 Uhr erschien vor dem Kloster ein Militärlastwagen und nahm die Schwester
mit, die man zum letzten mal in dem Dorf sehen konnte. Manche von ihnen sind spurlos verschwunden.
In dem Kloster wurde dann eine Staatsschule gegründet. Aus der Kapelle wurde zuerst Lager, dann in der
Mitte der 80er Jahre eine Toilette (!).
Die Institut – gemäss der Absicht des ehemaligen Begründers – funktioniert heute als Schule.
Nach der Wende 1989 begann der Orden seine Tätigkeit in Zsámbék wieder. In einem Brief meldeten sie
sich bei unserem Pfarrer, dass sie über ihre ehemalige Institut wissen, aber vorläufig ihre Leitung nicht auf sich
nehmen können.
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Unser kleines Dorf überstand beide Weltkriege, es opferte beiden Helden. Während dem zweiten
Weltkrieg, am 09. 08. 1944 wurde die größte von den drei Glocken abmontiert und weggenommen. Die
schwerste Phase des Krieges war dann, als die Front das Dorf errerichte. Aber glücklicherweise wurde hier keine
Bombe abgeworfen.